Weibliche Führungskräfte – und Vorurteile | Die Wirtschaftsfrau
Portrait von Isabelle Thommen
Isabelle Thommen: Führung: Mann und Frau im Vergleich
Abstrakte Darstellung von weissen und schwarzen Würfeln.
Kontext der digitalen Transformation
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Zwei Menschen bei einer Besprechung vor einem Bistro

Weibliche Führungskräfte – und Vorurteile

Das Thema Führung ist und bleibt ein Dauerbrenner in der Businesswelt. Auf dem Weiterbildungsmarkt gibt es dazu zahlreiche Seminare, Studiengänge, Coaches und Trainer, die sich auf dieses Thema spezialisieren. Und beim Buchhändler Ex Libris finden sich fast 2‘000 Bücher zu diesem Thema.

Heute sind in der Schweiz ein Drittel aller Führungspositionen mit Frauen besetzt. In kleinen Firmen findet man häufiger Chefinnen. Je grösser die Firma wird, desto kleiner wird der Prozentsatz an weiblichen Führungskräften. Und je höher die Karriereleiter reicht, desto weniger Frauen trifft man an.

In Verwaltungsräten findet man elf Prozent Frauen, unter den CEOs gerade noch drei Prozent.

Zu den bekanntesten weiblichen Führungskräften der Schweiz gehören Simona Scarpallegia, CEO von IKEA Schweiz, Susanne Ruoff, Konzernleiterin der Schweizerischen Post und Jasmin Staiblin, die dem Stromkonzern Alpiq vorsteht.

Seit Jahren werden die Unterschiede im männlichen und weiblichen Führungsverhalten beleuchtet und diskutiert. Mehrere Untersuchungen bestätigen aber, dass es keinen typisch weiblichen oder männlichen Führungsstil gibt, sondern nur individuelles Verhalten. Auch die neueren Forschungen kommen erneut zum Schluss, dass Männer und Frauen als Vorgesetzte ähnlich handeln, aber unterschiedlich wahrgenommen werden.

Alle Führungskräfte (egal ob männlich oder weiblich) haben dieselben schwierigen Herausforderungen zu meistern. Sie müssen – eingeklemmt in der Sandwichposition zwischen den Hierarchieebenen – das Wohl der Firma sowie auch das Wohl der eigenen Mitarbeitenden im Blick haben und sicherstellen. Sie müssen tun, was sie sagen – und sagen, was sie tun. Sie werden ständig beobachtet und sowohl von den Mitarbeitenden wie auch von den eigenen Vorgesetzen bewertet.

Für Chefinnen gibt es dazu noch eine zusätzliche Herausforderung, da die Erwartungen an eine weibliche Führungskraft andere sind als eine männliche und gleiches Verhalten unterschiedlich beurteilt wird. Diese unterschiedliche Beurteilung lässt sich dadurch erklären, dass sich die idealtypische Führungskraft weit stärker mit den Vorstellungen über den typischen Mann als mit den Vorstellungen über die typische Frau deckt. Was bei einem Mann als selbstverständlich gilt, wird bei einer Frau grundsätzlich eher negativ bewertet.

Von Frauen wird zum Beispiel von Seiten ihrer Mitarbeitenden ein sanfterer Führungsstil und mehr Empathie als von einem Mann erwartet. Falls die Chefin diese Fähigkeiten nicht mitbringt, gilt sie als herrisch und kalt. Ihr Verhalten entspricht einfach nicht dem stereotypen Bild, welches man an eine Frau hat. Von einem Mann wird
kein empathisches Verhalten erwartet.

Das wenig einfühlsame Verhalten der weiblichen Führungskraft erntet Kritik, während es beim Mann als normal durchgeht.

Die Reaktionen aus dem Umfeld, dass ihr Verhalten aneckt und kritisch ausgelegt wird, kann für eine weibliche Führungskraft zur Belastung werden. Ihre tatsächliche Führungsleistung wird schlechter bewertet als dies bei einem Mann der Fall wäre.

Die Problematik liegt also nicht im Handeln der weiblichen Führungskraft selbst, sondern daran, dass das Umfeld ein geschlechtsspezifisches Handeln erwartet. Leider ist für die beschriebene Situation keine kurzfristige Lösung in Sicht. Man muss sich des Themas bewusst werden, die eigene Wahrnehmung schärfen und generelle Annahmen und Vorurteile der Gesellschaft hinterfragen. Es wird jedoch voraussichtlich noch einige Jahrzehnte dauern, bis den beiden Geschlechtern nicht mehr die stereotypischen Charaktereigenschaften zugeschrieben werden und diese aus der Businesswelt und auch der gesellschaftlichen Wahrnehmung getilgt sind. Bis dahin bleibt uns nur, allen Frauen, die eine Führungsposition meistern, Respekt zu zollen.

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Ausgabe

Führung & Digital

Nadine Müller

Geburtsdatum
20. März 1977

Zivilstand
verheiratet

Webseite
recruitainer.net

Beruf
HR Manager

Info
Nadine Müller stammt vom Bodensee und hat an der LMU München, Harvard University und der TU Kaiserslautern studiert. Seit 2004 arbeitet sie im Human Resources und hat früh ihr Herz ans Employer Branding verloren. Nebenberuflich ist sie als Dozentin, Speaker und Journalistin in Deutschland und der Schweiz tätig. Im Winter fährt sie Ski, im Sommer segelt sie. Das ganze Jahr durch kocht sie gerne und
entspannt beim Yoga.

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