Simona Scarpaleggia: Verschiedene Generationen, verschiedene Kompetenzen? | Die Wirtschaftsfrau
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Simona Scarpaleggia, CEO bei IKEA Schweiz.

Simona Scarpaleggia: Verschiedene Generationen, verschiedene Kompetenzen?

Frau Scarpaleggia, Sie sind Chefin von IKEA Schweiz, zudem waren Sie bei „Advance – Women in Swiss Business“ vier Jahre lang als Präsidentin tätig. Im Mai 2017 haben Sie den Posten als Präsidentin nun abgegeben. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Neun Unternehmen, darunter IKEA, haben zusammen „Advance“ gegründet.

Nach vier Jahren intensiver Gründungs- und Aufbauphase konnten wir an der letzten Generalversammlung über 70 Unternehmen begrüssen.

Ich habe die maximale Amtszeit von zwei mal zwei Jahren erreicht. Advance hat nun mit Kristine Braden eine tolle Nachfolgerin. Mit meinem Engagement für das UN-High-Level-Panel for Women’s Economic Empowerment kann ich mich weiterhin für die Rolle der Frau in der Wirtschaft stark machen.

In welcher Funktion bleiben Sie „Advance“ trotzdem noch erhalten?

Ich nehme regelmässig an den „Advance“ Anlässen teil und freue mich besonders auf den bevorstehenden International Women’s Day vom 8. März 2018 in der Aula der Universität Zürich. Es ist eine Fortsetzung des letztjährigen Events, anlässlich dessen notabene 40 CEOs von Schweizer Unternehmen konkrete Massnahmen für die wirtschaftliche Förderung von Frauen angekündigt hatten. Das war ein Novum in der Schweizer Wirtschaftswelt. Jetzt freue ich mich darauf, gemeinsam mit allen CEOs ein Jahr später Bilanz zu ziehen.

Was machen Sie mit der dazu gewonnenen Zeit?

Die Arbeit bei IKEA ist immer spannend und fordernd. Zudem hat sich mein Rücktritt bei „Advance“ mit meiner Arbeit beim UN-High-Level-Panel for Women’s Economic Empowerment überlagert. Auch die Zeit mit meiner Familie ist nicht verhandelbar. Sie sehen also, es wird mir nicht langweilig.

Zu Ihrer Tätigkeit bei IKEA: Wie hoch ist der allgemeine Frauenanteil bei IKEA Schweiz?

Wir haben kürzlich erneut – und leider wieder als einziges Unternehmen weltweit – die höchste Zertifizierungsstufe der EDGE Zertifizierung erreicht. Dazu gehört auch eine ausgewogene Vertretung von Frauen und Männern im Management von IKEA. Bei den Managern beträgt der Frauenanteil 50%, das Top Management eingeschlossen.

Die Geschäftsleitung von IKEA Schweiz besteht zur Hälfte aus Frauen.

Sehen Sie einen Unterschied zwischen Frauen der verschiedenen Generationen im Bezug auf die Berufswelt?

Heute gibt es mehr weibliche Vorbilder für junge Frauen, die Familie und Karriere erfolgreich unter einen Hut bringen. Das ist ein wichtiger Schritt, denn es liegt noch viel Arbeit vor uns. Erst kürzlich hat das WEF den jährlichen Global Gender Gap Report für 2017 publiziert. Gegenüber dem Vorjahr hat die Schweiz zwölf Plätze im Ranking verloren.

Haben Ihrer Meinung nach junge Frauen der Generationen y (1981 – 1995) und z (1995 – heute) grössere Chancen, im Beruf erfolgreich zu werden als Frauen der Generation x (1966 – 1980)?

Die Voraussetzungen haben sich verbessert. Ich erinnere mich noch gut an meinen Karrierebeginn. Oft wurden in Italien die wichtigsten Meetings zwischen 18:00 und 20:00 Uhr angesetzt. Berufstätige Frauen mit Kindern waren somit fast a priori von wichtigen Entscheidungen ausgeschlossen.

Das hat letztlich auch erschwert, wichtige Positionen zu erlangen. Sobald ich mitbestimmen konnte, gab es keine Meetings vor 9:00 Uhr morgens und nach 17:00 Uhr am Nachmittag.

Dies hat sowohl Müttern wie auch Vätern erlaubt, ihren familiären Verpflichtungen nachzugehen.

Welche unterschiedlichen Kompetenzen haben diese verschiedenen Generationen?

Das Alter bestimmt nicht mehr, wie viel Wissen oder Kenntnis wir über bestimmte Dinge haben. Das Internet macht es möglich. Heute ist Wissen allzeit und ortsunabhängig verfügbar. Deshalb kann die älteste Person im Unternehmen ebenso gut von der jüngsten Person lernen. Schauen Sie sich den Umgang mit digitalen Instrumenten und neuen Medien an.

Wo sehen Sie die Chancen der Zusammenarbeit dieser verschiedenen Generationen?

Bei IKEA glauben wir, dass Teams, die aus verschiedenen Menschen zusammengesetzt sind, bessere Ergebnisse liefern.

Die Herausforderungen der heutigen Zeit lassen sich selten aus einer Perspektive oder innerhalb eines Fachgebietes lösen. Ein integrierter Ansatz, der verschiedene Disziplinen und verschiedene Menschen – unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion oder anderer Zugehörigkeit – miteinbezieht, hilft uns, die Welt und unsere Kunden besser zu verstehen.

Und wo sind die Gefahren?

Wir sind überzeugt, dass die Chancen die Gefahren bei weitem übersteigen. Es braucht mehr Zeit, Geduld und Empathie, damit verschiedene Menschen eine gemeinsame Sicht auf Probleme und Herausforderungen entwickeln können.

Denken Sie, dass junge Frauen heutzutage besser auf die Rolle einer Führungskraft vorbereitet werden?

Besser ja. Aber noch nicht genug breit abgestützt. Deshalb sind Organisationen wie „Advance“ und ihre Mitgliederfirmen so wichtig. Sie bieten die notwendigen Mentoring-Programme und Networking-Anlässe.

Spüren Sie bei den jüngeren Generationen eine grössere Akzeptanz auch für Mütter als Führungskräfte oder Teilzeitstellen für Führungspositionen?

Meine Beobachtungen bei IKEA zeigen, dass sich hier in den letzten Jahren viel zum Guten verändert hat.

Wir haben mittlerweile viele Managerpositionen mit Teilzeitpensen besetzt.

Darunter auch viele Väter, die explizit nach einer Führungsrolle in Teilzeit gesucht haben.

Die alte Denke sagt, dass sich Führung und Teilzeit nicht vereinen lassen. Unsere Erfahrungen zeigen das Gegenteil.

Haben Sie ganz allgemein noch einen Tipp für Frauen, die hoch hinaus wollen?

Erstens ist es wichtig, zu wissen, was man will und was einem wichtig ist.

Zweitens sollte sich jede Frau ihrer Stärken bewusst werden und diese nutzen, statt auf Bestätigung durch männliche Kollegen zu warten.

Drittens ist ein imaginärer Werkzeugkasten hilfreich, in den man alles packt, was man weiss und anwenden möchte das stärkt das Selbstvertrauen und die Unabhängigkeit.

Viertens empfehle ich allen, sich eine Mentorin oder einen Mentor zuzulegen, um von ihr oder ihm zu lernen.

Fünftens sollten Frauen für Unternehmen arbeiten, die Frauen wertschätzen.

Rubrik

gefragt

Ausgabe

Generation und Kompetenz

Simona Scarpaleggia

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Alter
57 Jahre

Nationalität
Italienerin

Zivilstand
verheiratet

Beruf
CEO von IKEA CH

Webseite
ikea.com

Info
Simona Scarpaleggia ist CEO von IKEA Schweiz. Sie beaufsichtigt die Strategie und den Betrieb des Einzelhandelsgeschäfts mit neun Stores, E-Commerce und Distributionen mit einem jährlichen Gesamtumsatz von 1 Mrd. Euro. Bevor sie zu IKEA in die Schweiz kam, war sie in verschiedenen Positionen bei IKEA Italien und in anderen multinationalen Unternehmen als Senior Executive oder HR Director tätig. Seit Januar 2016 ist Simona Scarpaleggia Co-Vorsitzende des hochrangigen UN-Panels zur Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit von Frauen.

Gut zu wissen

IKEA unterstützt die Chancengleichheit aller Mitarbeitenden ungeachtet des Alters, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung, der Herkunft, Rasse, Nationalität oder anderer Facetten ihrer Identität. Seit September 2017 bietet IKEA Schweiz ihren männlichen Mitarbeitenden unter anderem bis zu zwei Monate Vaterschaftsurlaub an, um die Gleichstellung von Mann und Frau weiter zu fördern.

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